Der Bürgermeister informiert:
Schon vor 25 Jahren ist in der Badischen Zeitung zu lesen: Kenzingen braucht ein neues Gerätehaus. Schlechte Bausubstanz, räumliche Enge angesichts des erforderlichen Fuhrparks, die gefangene Lage in der Stadtmitte – vieles sprach schon lange für einen Neubau an einem anderen Standort. Die Aufnahme weiblicher Mitglieder in die Wehr scheiterte bereits an den räumlichen Voraussetzungen, energetisch genügte das Gerätehaus keinerlei Anforderungen mehr und als 2008 die neue Drehleiter in Dienst gestellt wurde, war vor der Unterstellung ein Mauerdurchbruch nebst dem Anbau eines Holzverschlages zur Verlängerung der Fahrzeughalle notwendig.
Im Juli 2005 begann die Standortsuche. Von Feuerwehr, Verwaltung und Planern wurden in den folgenden zweieinhalb Jahren insgesamt 13 Standorte untersucht, ehe der Gemeinderat im April 2008 das Gelände entlang der damaligen B 3 im Anschluss an die ehemalige Gärtnerei Hettenbach auswählte und den Grundsatzbeschluss zum Neubau eines Feuerwehrgerätehauses und eines Betriebshofes fasste. Mit dem Kauf des Baugrundstückes einher ging dessen Umwandlung zur Gemeinbedarfsfläche im Wege einer Änderung des Flächennutzungsplanes und eines Bebauungsplanes 2008 und 2009. Ebenfalls in 2009 erfolgte die erste von drei Exkursionen zur Inaugenscheinnahme zeitgemäßer Gerätehäuser in Kommunen vergleichbarer Größe und im Zuge der Klausurtagung des Gemeinderates stellten sechs Architekturbüros ihre Überlegungen zur Umsetzung vor. Vorgabe war ein Objekt mit 500 m² Nettogeschossfläche für Umkleide, Sanitär, Schulungs- und Büroräume sowie 1.100 m² Halle, Lager- und Technikräume.
Beauftragt wurde 2010 das Büro Hess + Volk, eine Baukommission wurde gebildet, das Raumprogramm im Detail erarbeitet. Der erste Planentwurf vom Oktober 2010 wies Baukosten von rund 4,9 Mio. Euro aus. Nach gemeinsamen Anstrengungen zur Verringerung dieser Summe wurde die Planung dann am 15. Dezember 2011 beschlossen. Ebenfalls ins Jahr 2011 fiel die Erschließung des Geländes im Zuge der seinerzeitigen Umsiedlung des Edeka-Marktes.
Die Planung erfolgte abgestimmt mit dem Landratsamt Emmendingen. Stellplätzen, Raumprogramm und Zuordnung wurde die Förderfähigkeit bescheinigt, die Fachförderung zugesagt. Allein Ausgleichstockmittel konnten weder 2012 noch 2013 erlangt werden, nachdem die Kostenvorgaben des Regierungspräsidiums angesichts technischer und energetischer Vorgaben sowie der Preisentwicklung im Hochbau auch nach Einsparungen schlicht nicht zu erfüllen waren.
2013 wurde zum Schutz des rasch heranrückenden Wohnbaugebietes Breitenfeld die Stellung des Baukörpers geändert, die Ausfahrt der Fahrzeughalle auf die Ostseite verlegt. Der Beauftragung der Werkplanung folgten die ersten Vergaben. Am 11. Oktober 2013 konnte mit einem Spatenstich der Baubeginn gefeiert werden, genau sieben Monaten später folgte am 11. Mai 2014 das Richtfest. Nach Ausbau, Ausrüstung und Außenanlagen konnte die Feuerwehr am 30. Juli 2015 umziehen. Seither rückt sie vom Breitenfeld über eine direkte Zufahrt zur K5115 aus.
Die Kosten des neuen Gerätehauses liegen mit 4,9 Mio. Euro genau in dem 2010 errechneten Rahmen – letztlich wurden die seinerzeit erarbeiteten Einsparungen von der zwischenzeitlichen Kostenentwicklung im Hochbau aufgezehrt.
Am Ende, mit rund 100 m² Nettogeschossfläche mehr kostentreu und unfallfrei erstellt, steht jetzt ein Bauwerk, das unsere nördliche Stadteinfahrt prägt, die Handschrift des Architekten erkennen lässt, das baulich und vor allem fachlich Maßstäbe setzt. Dessen Dimension und Ausstattung sich nicht am Bestand ausrichten konnte, sondern sich an den Erfordernissen der Gegenwart und der Zukunft zu orientieren hatte.
Feuerwehr ist heute viel mehr als das, was herkömmlich diesem Begriff zugeordnet wird. Die technische Entwicklung, der Klimawandel, das Verkehrsaufkommen auf Straße und Schiene, in Kenzingen auch die Brandlast der historischen Altstadt und der derzeit entstehenden Geschosswohnungsbauten: Der Einsatzbereich erstreckt sich mittlerweile von der technischen Hilfeleistung nahezu jeder Art über die Hilfe und den Schutz bei Wetterereignissen bzw. im Katastrophenfall hin zum Umgang mit Gefahrgütern und natürlich zur Menschenrettung sowie der klassischen Brandbekämpfung.
Dem größeren Aufgabenspektrum entsprechend sind die fachlichen Anforderungen erheblich gestiegen: Die Ausrüstung erfordert hohes technisches Verständnis und ständiges Üben, hinzu kommen Materialkunde, Haftungsfragen, Dokumentationspflichten. Die Verantwortung des einzelnen Feuerwehrkameraden, insbesondere der Führungsmannschaft, geht heute durchaus an die Grenzen dessen, was ehrenamtlich geleistet werden kann. Um die Bereitschaft, sich unter diesen Umständen in der freiwilligen Feuerwehr zu engagieren für die Zukunft zu sichern, müssen Ausstattung und Rahmenbedingungen optimal sein. Die Stadt hat in den letzten Jahren – auch in ihren Ortsteilen - entsprechend gehandelt. Bestmögliche Bedingungen für Einsatz, Übung sowie Ausbildung hier werden richtungsweisend sein für künftige Gerätehäuser andernorts. Bemerkenswert ist die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Architekt und Feuerwehr in der Planungs- und Bauphase. Ein öffentliches Bauvorhaben, das in so enger Kooperation von Bauherr, Planer und Ehrenamt entstanden ist, sucht sicherlich seinesgleichen.
Der Freiwilligen Feuerwehr Kenzingen bleibt zu wünschen, dass sie, auch durch das neue Gerätehaus motiviert, in Bezug auf Mannschaftsstärke, Ausbildungsstand und Fahrzeugbesatz zum Nutzen der Bürgerschaft und der Region lange Zeit eine Vorzeigewehr in der Raumschaft bleibt.
Der Dank der Stadt gilt natürlich dem Land Baden-Württemberg für den Fachzuschuss, dem Landratsamt Emmendingen und Kreisbrandmeister Berger für die fachliche Beratung, dem Architekturbüro Hess und Volk mit Herrn Thorsten Gut, sowie allen Fachplanern, Baufirmen und Handwerkern. Besonders in den Dank einzubeziehen sind die Mitarbeiter des städtischen Bauamts und die Freiwillige Feuerwehr Kenzingen selbst mit ihrem Gesamtkommandanten Karl Weiß, dem Abteilungskommandanten Markus Kaspar und seinem Stellvertreter Michael Meier, die das Projekt in zahllosen Stunden und Terminen mit großem Einsatz begleitet haben.
Dem neuen Feuerwehrgerätehaus wünsche ich, dass es seiner Funktion stets gerecht wird und so der Bürgerschaft beste Dienste erweist. Dass es dazu die Feuerwehrkameraden immer unversehrt von ihren Einsätzen zurückkehren sieht und im Zuge der Einweihung, des Tages der offenen Tür am kommenden Sonntag und im täglichen Betrieb besten Zuspruch erfährt, hofft
Ihr
Matthias Guderjan
Bürgermeister